Venedig Geheimtipps? Wie soll das in einer so überrannten Stadt geben?
Tatsächlich ist Venedig, wie so viele andere Städte Italiens, nur an seinen berühmtesten Hotspots überrannt.
Am Markusplatz sind viele Menschen, klar. In der Warteschlange vor dem Markusdom oder auf der Rialto Brücke.
Aber abseits der Hauptsehenswürdigkeiten verstecken sich immer noch stille Gassen, besondere Läden und Orte, die selbst viele Venezianer:innen nicht mehr bewusst wahrnehmen.
Hier findest du unsere liebsten Geheimtipps für Venedig – perfekt für Slow Traveller mit Sinn für Atmosphäre, Geschichte und das Unscheinbare.
Venedig Geheimtipps: was dich in diesem Beitrag erwartet
Ein Supermarkt mit Fresken – einkaufen im ehemaligen Theater.
Der Palast am Canal Grande, auf dem ein Fluch liegt.
Ein geheimer Blick auf die Rialtobrücke
Ein geheimer Garten mitten in der Altstadt
Ein manchmal schwimmender Buchladen
Ein 600 Jahre alter Bacaro
Ein Despar-Supermarkt mit Fresken – der Despar im Jugendstil-Theater
Im historischen Viertel Cannaregio, nur wenige Schritte von der Bahnhof San Luca zur Rialto-Brücke entfernt, hat das ehemalige „Teatro Italia“ eine bemerkenswerte Metamorphose erlebt: Nach jahrzehntelanger Schließung und Verfall, wurde das Jugendstil-Juwel ab 2016 behutsam in einen Despar‑Supermarkt umgewandelt.
Der 580 m² große Verkaufsbereich beherbergt rund 8 700 fast ausschließlich Lebensmittelreferenzen, auf sieben Kassen – darunter vier reversible Selbstbedienungskassen – und punktet mit für Italien unüblich langer Öffnungszeit.
Besonders eindrucksvoll ist die denkmalgerechte Aufwertung: niedrige Holzregale, energiesparende LED-Beleuchtung, Wärmerückgewinnung aus Kühlanlagen sowie spezielle Türen bei Kühlmöbeln schützen und inszenieren die freigelegten Fresken von Alessandro Pomi und die dekorativen Elemente von Guido Marussig – ein Beispiel dafür, dass Architektur und Alltag stilvoll zusammenfinden können.
Campiello del Remer – Blick auf Rialto & stille Magie
Nur wenige Schritte vom touristischen Trubel der Rialto-Brücke entfernt liegt einer der stimmungsvollsten Plätze der Stadt – der Campiello del Remer.
Umgeben von Palazzi, Kopfsteinpflaster und einer kleinen Taverne öffnet sich der Platz direkt zum Canal Grande. Ein hölzerner Steg führt hinaus auf das Wasser, und vom Rand aus blickt man auf die Rückseite der Rialto-Brücke – ganz ohne Menschenmassen.
Kommt man gegen Abend, spiegelt sich das Licht auf dem Wasser, Musiker:innen üben im Innenhof, und Venedig wirkt wie eine Szene aus einem italienischen Film der 1960er Jahre. Ein perfekter Ort für ein Glas Wein, ein gutes Gespräch – oder einfach fürs Stillsein.
Cantina Do Mori – Die älteste Bacaro Venedigs
Seit 1462 gibt es diese kleine, schummrige Weinstube unweit der Rialto-Märkte. Sie ist eine der ältesten Bacari der Stadt und eine Institution unter Einheimischen. Hier stehen die Gäste an der Theke, trinken ein Glas Ombra (Wein) und essen dazu kleine Cicchetti – zum Beispiel Artischockenherzen, Baccalà oder marinierte Sardinen. Es gibt keine Sitzplätze, keine Reservierungen und keine Kompromisse. Nur Atmosphäre pur. Wer Glück hat, erwischt einen stillen Moment, in dem die Wände zu sprechen scheinen.
Schon gewusst?
Cicchetti sind kleine, herzhafte Häppchen aus Venedig, die typischerweise in den traditionellen „Bàcari“ (Weinbars) serviert werden. Sie können aus einfachen Bruschetta-Varianten, frittierten Meeresfrüchten, Polenta mit Fisch oder auch feinen Aufschnitt- und Käseplatten bestehen. Wie spanische Tapas werden sie oft im Stehen bei einem Glas Wein oder „Spritz“ genossen und sind fester Bestandteil der venezianischen Aperitivo-Kultur.
Libreria Acqua Alta – Bücher, Katzen & Gondeln
Diese Buchhandlung ist ein Gesamtkunstwerk: Bücher liegen in Badewannen, alten Gondeln und auf Holzbrettern, die notdürftig über den feuchten Boden gelegt wurden.
Die Besitzerin – oft von mehreren Katzen begleitet – hat aus dem Raum ein poetisches Venedig-Mosaik gemacht. Im kleinen Hinterhof führt eine Treppe aus alten Büchern zu einem Ausblick auf den Kanal. Dieser Ort ist mehr als ein Laden – er ist eine Liebeserklärung an das gedruckte Wort und die Schönheit des Improvisierten.
Klostergarten San Francesco della Vigna
Der kleine, gepflegte Garten des Franziskanerklosters im Stadtteil Castello ist eine stille Oase voller Lavendel, Zypressen und klösterlicher Schlichtheit.
Der Kreuzgang ist meist menschenleer, die Kirche schlicht und der Wind trägt den Duft des Gartens durch die offenen Türen. Es ist einer dieser Orte, an denen man vergisst, dass man sich mitten in Venedig befindet. Wer eine Stunde für sich sucht – ohne Café, ohne Kamera, einfach nur mit sich – wird hier fündig.
Ca’ Dario – Der verfluchte Palast
Die Ca’ Dario ist einer der geheimnisvollsten Orte Venedigs – ein wunderschöner Renaissancepalast am Canal Grande mit einer dunklen Geschichte. Die Fassade ist mit zarten Marmorelementen geschmückt, und doch wirkt sie leicht schief, fast unruhig. Erbaut wurde der Palast im 15. Jahrhundert für Giovanni Dario, einen Diplomaten der Republik Venedig. Doch was als Ort des Prestiges gedacht war, wurde bald als Unglücksstätte berüchtigt.
Nahezu jeder Eigentümer der Ca’ Dario soll innerhalb kurzer Zeit nach dem Erwerb des Hauses auf tragische Weise ums Leben gekommen sein – durch Schulden, Unfälle, Krankheit oder Gewalt. Diese düstere Bilanz brachte dem Haus den Beinamen „la casa maledetta“ – das verfluchte Haus – ein. Auch bekannte Persönlichkeiten wie der Manager der Rockband The Who, der das Gebäude in den 1980er Jahren kaufte, kamen auf mysteriöse Weise ums Leben.
Heute ist die Ca’ Dario meist verschlossen. Wer vorbeischippert, erkennt sie an ihrer asymmetrischen Eleganz und einem leisen Schauder, der über den Rücken laufen kann. Sie erinnert daran, dass selbst Schönheit Schatten wirft – und dass in Venedig nichts ohne Geschichte ist.
Rooftop-Terrasse auf dem Fondaco dei Tedeschi
Das Fondaco dei Tedeschi, ursprünglich 1228 als Handelsposten („Fondaco“) für deutsche Kaufleute am Grand Canal errichtet, wurde nach einem Brand 1505 im venezianisch-renaissancischen Stil neu aufgebaut und diente später als Zollamt, Postamt und seit 2016 als Luxus-Einkaufszentrum.
Das Gebäude besticht durch seine großzügige Innenhofstruktur mit Glasdach, historische Freskenfragmente und elegante Renaissance-Architektur. Auf dem Dach befindet sich eine öffentliche Aussichtsterrasse – ein „Event‑Pavillon“ –, die einen spektakulären 360°‑Panoramablick über den Canal Grande, die Rialtobrücke, die Dächer Venedigs bis zu den fernen Alpen bietet.
Der Zugang ist kostenlos, aber zeitlich limitiert und erfordert meist eine vorherige Online-Reservierung.