Matera ist Zauber. Matera ist Freiheit.
Sich im Labyrinth aus den Jahrtausenden alten Treppen und Wegen der Sassi zu verlieren hat etwas wunderbar Befreiendes.
Hinter einer Ecke erscheint plötzlich eine atemberaubende Aussicht – oder ein mit riesigen Kakteen und Drillingsblumen geschmückter Innenhof.
Oder ein kleines Handwerks-Atelier, in dem ein älterer Herr kleine Tuffstein-Skulpturen meißelt.
Goethe schrieb „Neapel sehen und sterben“ – aber was, wenn er auch Matera gesehen hätte?
Was ist an Matera so besonders?
Matera ist für ihre Jahrtausende alten Höhlenwohnungen bekannt, die heute in moderne Künstlerateliers, Boutique Hotels und private Wohnhäuser umgewandelt wurden.
Lass dich durch das Höhlenviertel Sassi treiben und erkunde die unzähligen Gassen, Treppen und Terrassen.
Matera ist trotz der besonderen Sehenswürdigkeiten nie überlaufen. Das macht den Besuch wunderbar angenehm.
In Matera solltest du unbedingt in einem Höhlenhotel übernachten. Für uns war das Palazzotto Residence & Winery eine einmalige Erfahrung.
10.000 Jahre Geschichte – Matera ist eine der ältesten Städte der Welt
Seit der Jungsteinzeit leben in der Gegend von Matera bereits Menschen – also hunderte von Generationen.
Die Hänge der Gravina-Schlucht, an der Matera liegt, bestehen aus Tuffstein – ein weiches, aber stabiles Gestein, in welchem sich gut mit einfachen Werkzeugen graben lässt. So sind vor tausenden von Jahren die Höhlenwohnungen in Matera entstanden, die bis heute bewohnt sind.
Um sich vor Witterung zu schützen, haben die Menschen die Höhleneingänge mit hellen Tuffstein-Fassaden bedeckt. Doch sobald man die Tür eines vermeintlich normalen Hauses betritt, findet man sich unbestreitbar in einer Höhle wieder – gemütlich, mit Designermöbeln, modernem Bad, kunstvoller Beleuchtung und W-Lan.
Sassi di Matera – Das Herzstück der Stadt
Während oben auf dem Plateau sich der moderne Teil von Matera erstreckt, liegen die wichtigsten Matera Sehenswürdigkeiten, also die Sassi, am Hang der Gravina-Schlucht.
Ein verwirrendes, aber faszinierendes Netzwerk aus engen Gassen, steinigen Treppen und sonnigen Terrassen bildet zusammen mit den Höhlenwohnungen dieses einzigartige Stadtviertel.
Bis vor wenigen Jahrzehnten war das Viertel verpöhnt, weil es von den ärmsten Bewohner Materas bewohnt wurde. Familien teilten sich die feuchten Höhlen mit ihren Tieren – ohne moderne Annehmlichkeiten wie Strom oder fließendes Wasser.
Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten erlangte dieser Stadtteil in den Neunzigerjahren aber den wohlverdienten UNESCO-Weltkulturerbe-Status. 2019 wurde Matera dann auch zur Europäischen Kulturhauptstadt und erlangte damit mehr mediale Aufmerksamkeit.
Viele der ehemaligen Wohnhöhlen dienen heute als Boutiquen, luxuriöse Hotels oder Restaurants.
Piazza Vittorio Veneto – Die wahrscheinlich erste der Matera Sehenswürdigkeiten, die man sieht
Matera kannst du nur von oben erreichen, also aus dem modernen Teil der Stadt. Wenn du das Auto abgestellt hast und deine Erkundungstour Richtung Sassi beginnt, kommst du vermutlich zuerst auf die Piazza Vittorio Veneto. Dieser zentrale Platz markiert den Beginn der Altstadt und bietet einen ersten Einblick in die Schönheit Materas.
Der elegante, autofreie Platz, der auch als Haupttreffpunkt in Matera dient, ist umgeben von historischen Gebäuden, Cafés und Sitzgelegenheiten.
Eine der schönsten Matera Sehenswürdigkeiten ist aber die Aussichtsterrasse neben dem Tourismusbüro. Von hier hast du einen ersten atemberaubenden Ausblick auf die Sassi.
Palombaro Lungo – Materas gigantische, unterirdische Zisterne
Was sich unter dem geschäftigen Treiben der Piazza Vittorio Veneto verbirgt, ahnen die wenigsten Besucher: Hier befindet sich die größte, von Menschenhang gegrabene Wasserzisterne Europas. Von der Piazza Vittorio Veneto führt eine Treppe zum Eingang runter.
Der Palombaro Lungo wurde erschaffen, um das kostbare Regenwasser zu sammeln und zu speichern. Bis zu 5 Millionen Liter fanden in diesen unterirdischen Hallen Platz und versorgte die Einwohner Materas.
Beim Betreten der Zisterne eröffnet sich ein fast kathedralenartiger Raum. Die bis zu 18 Meter aufragenden Wände, kunstvoll aus dem Tuffstein gehauen, spiegeln sich im stillen Wasser und erzeugen eine beinahe mystische Atmosphäre. Von unten kannst du die Öffnungen in der Decke sehen, die als Brunnen dienten.
Heute dient die Zisterne nur noch als Sehenswürdigkeit, denn seit den 1930er Jahren werden die Haushalte in Matera vom Aquädukt gespeist.
Materas Felsenkirchen – Heilige Orte im Fels
„Ist das wirklich eine Kirche?“ – Diese Frage stellst du dir unweigerlich, wenn du zum ersten Mal vor einem der unscheinbaren Gotteshäuser in den Sassi stehst. Die schmucklosen Fassaden geben kaum preis, welche spirituellen Wunderwerke sich dahinter verbergen.
Was von außen wie konventionelle Kirchenbauten wirkt, entpuppt sich beim Eintreten als kunstvoll in den Tuffstein gemeißelte Heiligtümer. Gleich sechs dieser Sakralbauten liegen verstreut in den verwinkelten Gassen der Sassi.
Du musst nicht alle Kirchen besichtigen, aber die Chiesa San Pietro Barisano kann ich sehr empfehlen. Ihre besondere Magie entfaltet sich vollends, wenn du den schmalen Gang hinab in die Krypta steigst. Dort eröffnet sich ein Labyrinth aus kleineren Höhlenräumen, die eine ganz eigene, fast mystische Atmosphäre ausstrahlen.
Von wegen Matera Sehenswürdigkeiten: Einst war es die Schande Italiens
Kaum bekannt ist auch, dass Matera in den 1950er-Jahren als „nationale Schande Italiens“ galt. Viele Familien lebten damals noch in den feuchten Höhlen ohne Strom oder sanitäre Anlagen, oft zusammen mit ihrem Vieh. Die Regierung zwang die Bewohner zum Umzug in moderne Neubauten außerhalb der Altstadt.
Jahrzehntelang standen die Sassi leer und verfielen – bis Künstler, Intellektuelle und später die UNESCO den Wert dieser einzigartigen Architektur erkannten. Heute gelten sie als Weltkulturerbe und sind Filmkulisse für internationale Produktionen, wie James Bonds „No Time to Die“. Ein erstaunlicher Wandel.
Casa Grotta nei Sassi – So haben die Menschen hier gelebt
Einen authentischen Einblick in das frühere Leben der Höhlenbewohner bietet die Casa Grotta nei Sassi.
Diese originalgetreu eingerichtete Höhlenwohnung zeigt mit Möbeln und Alltagsgegenständen aus den 1940er und 1950er Jahren, wie die Menschen damals ihren Alltag meisterten.
Ein deutschsprachiger Audioguide erklärt dir die Raumaufteilung und das frühere Leben in diesen kargen Behausungen. Da die gesamte Wohnung nur aus einem Raum besteht, benötigst du für die Besichtigung lediglich 20 Minuten.
Für nur 5 Euro Eintritt ist dieser kulturelle Einblick absolut lohnenswert!
MUSMA – moderne Kunst in antiken Höhlen
Nicht nur Geschichte, sondern auch zeitgenössische Kunst hat in Matera ihren Platz gefunden. Das MUSMA präsentiert moderne Skulpturen in einem außergewöhnlichen Ambiente.
Im historischen Palazzo Pomarici untergebracht, besticht dieses Museum durch seine durchdachte Ausstellungskonzeption.
Die Kunstwerke vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart werden in einer Mischung aus natürlichen Höhlen und prachtvollen Sälen mit gewölbten Decken präsentiert.
Das Museum liegt etwas verborgen in einer Seitengasse in der Nähe der Kathedrale von Matera.
Die majestätische Kathedrale – Materas steinerner Wächter
Hoch über den verwinkelten Sassi erhebt sich majestätisch die Kathedrale von Matera – ein imposanter Kontrast zu den bescheidenen Höhlenwohnungen. Wie ein steinerner Wächter thront sie auf dem höchsten Punkt der Stadt und ist aus allen Ecken der Stadt zu sehen.
Der Duomo di Matera, wie die Einheimischen ihre Kathedrale nennen, wurde im 13. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Seine Fassade aus hellem, lokalem Kalkstein leuchtet in der süditalienischen Sonne und passt perfekt zur Farbpalette der Sassi.
Die dreischiffige Basilika beherbergt kunstvolle Fresken, beeindruckende Altäre und eine fein gearbeitete Krippe aus dem 16. Jahrhundert. Besonders beeindruckend ist die Deckenmalerei.
Ein Highlight ist der weitläufige Vorplatz der Kathedrale – die Piazza del Duomo. Dieser sonnenverwöhnte Platz zählt zu den spektakulärsten Aussichtspunkten Materas.
Belvedere di Murgia Timone – Der perfekte Blick
Den ultimativen Panoramablick auf Matera erlebst du vom Aussichtspunkt Belvedere di Murgia Timone.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht gelegen, bietet dieser Ort die beste Fotoperspektive auf die gesamte Höhlenstadt.
Du erreichst den Aussichtspunkt entweder mit dem Auto, oder auch zu Fuß. Allerdings ist das eine etwas mühsame Wanderung: erst geht es hinab in die Gravina-Schlucht, dann über eine tibetanische Brücke und schließlich einen steilen Pfad hinauf zum Aussichtspunkt.
Am schönsten ist die Aussicht von hier am Morgen, wenn die Sonne auf Matera scheint. Am Spätnachmittag liegen die Sassi von hier im Schatten.
Matera bei Nacht – Eine Sehenswürdigkeit für sich
Ein Tagesausflug nach Matera wäre zu kurz gedacht. Erst wenn die Dämmerung einsetzt, entfaltet die Stadt ihren ganzen Zauber.
Die beleuchteten Gassen und Treppen tauchen die Sassi in ein magisches Licht und schaffen eine romantische Atmosphäre, die du nicht verpassen solltest.
Besonders eindrucksvoll wirkt die nächtliche Szenerie von den verschiedenen Aussichtspunkten – sei es von der Piazza Vittorio Veneto oder von innerhalb der Sassi.
Das Nachtleben konzentriert sich auf die Piazza und die umliegenden Straßen, vor allem im Sommer. Hier findest du zahlreiche Bars, Eisdielen, Restaurants und im Sommer sogar Open-Air-Veranstaltungen.
Übernachten im Höhlen-Hotel: Interieur-Design im Fels
Die Höhlenhotels von Matera bieten eine einzigartige Verbindung aus jahrtausendealter Bauweise und modernem Comfort – von Wi-Fi über stilvolle Einrichtung bis hin zu Spa‑Bereichen.
Hier sind drei besonders schöne Design Hotels in den Sassi di Matera:
Il Palazzotto Residence & Winery
Im Herzen des Sasso Barisano mit zehn exklusiv eingerichtete Suites, die alle einen privaten Eingang haben.
Das Hoteldesign ist perfekt in die historische Tuffsteinstruktur integriert und wurde von der Architektin Katia Vitale mit besonderem Gespür für Authentizität und Wärme gestaltet.
Das Haus bietet außerdem exklusive Weinproben mit Weinen der Francesco Radino Winery aus der Region Vulture – ideal für Genießer, die Geschichte, Design und regionalen Wein in stilvoller Umgebung erleben möchten
Wir haben im Palazzotto übernachtet und waren begeistert. Zwei weitere Höhlenhotels, die wir definitiv buchen würden, wären folgende:
Palazzo degli Abati: Die Frühstücksterrasse dieses Hotels bietet den schönsten Ausblick unter allen Unterkünften in Matera.
Sextantio Le Grotte della Civita: Traumhafte Aussichtsterrasse, detailverliebte Designs in den Zimmern.